Tottenham in Schusslaune

Die Spurs feierten einen 5:2-Kantersieg über den FC Everton, der nach zwei Niederlagen in Folge seine Hoffnungen auf die Meisterschaft auf ein Minimum reduzierte. Spitzenreiter bleibt weiterhin der FC Chelsea, der mit einem schmeichelhaften Sieg in Liverpool seinen Fünf-Punkte-Vorsprung verteidigte. Arsenal und ManU hielten mit souveränen Auswärtserfolgen weiterhin Kontakt zum Tabellenführer. Die Siegesserie von Birmingham endete dagegen in Newcastle. Fulham verschaffte sich im Abstiegskampf etwas Luft.

Im ersten Spiel des Jahres 2005 standen sich der Rekordmeister FC Liverpool und Tabellenführer FC Chelsea an der Anfield Road gegenüber. Mit dem Selbstvertrauen von drei Siegen in Serie dominierten die Reds in den ersten 45 Minuten. Die Mourinho-Truppe reagierte abwartend und rettete nur mit viel Glück ein torloses Remis bis zur Pause. Torwart Cech präsentierte sich bei den Versuchen der Gastgeber zum wiederholten Mal als sicherer Rückhalt. Zudem wurde den Gastgebern nach einem Handspiel von Tiago im Strafraum ein klarer Elfmeter verweigert. Erst mit dem einsetzenden Regen verflachte das temporeiche Spiel im zweiten Durchgang. Als sich die Zuschauer bereits auf ein 0:0 eingestellt hatten, gelang dem eingewechselten Cole in der 80. Minute mit einem abgefälschten Schuss aus 17 Metern das überraschende 1:0. Liverpool antwortete mit wütenden Angriffen, konnte aber den Rückstand nicht mehr egalisieren. Die Blues entführten drei unverdiente Zähler, untermauerten aber gerade dadurch ihren Anspruch auf die Meisterschaft nachdrücklich. Für die Benitez-Elf war das Ergebnis indes ein herber Rückschlag im Kampf um einen internationalen Startplatz.

Im Stadion „The Valley“ von Charlton Athletic setzte der FC Arsenal seine Jagd auf den Spitzenreiter mit einem wichtigen 3:1-Sieg fort. Die Gastgeber präsentierten sich nach 13 Punkten aus den letzten fünf Spielen gegen den Meister sehr energisch. Bereits in der ersten Minute prüfte Rommedahl Keeper Almunia mit einem Fernschuss. Die Gunners fanden nur langsam in die Partie, markierten aber durch Ljunberg den ersten Treffer. Über Van Persie und Vieira kam der Ball zum Schweden, der aus sechs Metern mit einem Drehschuss das 1:0 besorgte (35.). Praktisch mit dem Pausenpfiff gelang Charlton der verdiente Ausgleich durch einen Hammer-Freistoß aus gut 30 Metern von El Karkouri. Arsene Wenger ging wütend in die Kabine, fand aber dort wohl die richtigen Worte. Denn bereits drei Minuten nach Wiederbeginn brachte Ljunberg die Gäste erneut in Führung. Mit einem eleganten Hackentrick an der Strafraumkante bediente Fabregas seinen Mitspieler, der anschließend unwiderstehlich in den Sechzehner eindrang und mit einem Schuss aus acht Metern in die lange Ecke das 2:1 erzielte. Arsenal war nun klar tonangebend und kam durch Van Persie in der 67. Minute zur Vorentscheidung. Ein weiter Abschlag von Almunia wurde von einem Charlton-Abwehrspieler unglücklich per Kopf in den Lauf des jungen Holländers verlängert, der aus sieben Metern mühelos zum 3:1-Endergebnis abschloss.

Auch ohne das Sturmduo van Nistelrooy (Verletzung) und Rooney (Sperre) machte Manchester United beim 2:0-Erfolg beim FC Middlesbrough in der Anfangsphase mächtig Dampf. Die Gastgeber starteten bis auf eine Kopfballchance für Hasselbaink sehr gehemmt. Auf der anderen Seite hatten die Red Devils zunächst einen Pfostenschuss von Ronaldo aus stark abseitsverdächtiger Position zu verzeichnen, ehe Fletcher in der achten Minute das 1:0 besorgte. Giggs hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt, scheiterte aber zunächst mit seinem Schuss aus spitzem Winkel an Schwarzer. Im Nachfassen war der junge Schotte jedoch zur Stelle und vollendete aus kurzer Distanz. Mit ihrer Aggressivität hatte die Ferguson-Truppe den Boros frühzeitig den Zahn gezogen und kontrollierte den knappen Vorsprung ohne Mühe bis zum Wechsel. Middlesbrough kam mit viel Elan aus der Kabine, setzte ManU in der ersten Viertelstunde nach der Pause auch unter Druck, brachte aber nicht mehr als einige gefährliche Flanken zustande. Die Viererkette um Rio Ferdinand präsentierte sich kompakt und ließ kaum Chancen zu. Nach einer guten Stunde beruhigte sich das Geschehen auf dem Rasen wieder erheblich. Die Gäste schonten die Kräfte für kommende Aufgaben. Boro verzweifelte an der kompakten Gäste-Defensive. Der überragende Spieler der letzten Wochen bei ManU, Ryan Giggs, erzielte in der 79. Minute das entscheidende 2:0. Der Waliser war nach einem Pass des eingewechselten Djemba-Djemba geistig schneller als Southgate und spitzelte den Ball mit links in die lange Ecke. Damit bleibt die Ferguson-Truppe dem Spitzenduo, mit allerdings noch respektvollem Abstand, auf den Fersen.

Die Tottenham Hotspurs fegten den FC Everton mit 5:2 aus dem Stadion. Für das Team von David Moyes war es die zweite Niederlage in Folge und gleichzeitig ein herber Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft. Die Gastgeber hatten in Dean Marney den besten Spieler auf dem Feld, der bei seinem Debüt in der Premier League doppelt traf und ein weiteres Tor sensationell vorbereitete. Es war überhaupt ein Tag der Nachwuchskräfte an der White Hart Lane, da sich auch der 18-jährige Ziegler in die Torschützenliste eintragen durfte. Nach einer Viertelstunde des Abtastens eröffnete Marney mit seinem ersten Treffer das Schützenfest. Ein Pass von Mendes wurde von Keane in den Lauf des jungen Stürmers verlängert, der den Ball über Wright hinweg zum 1:0 in die Maschen lupfte. Die Gastgeber blieben am Drücker und legten in der 27. Minute den zweiten Treffer nach. Einen weiten Einwurf von Edman verlängerte Kanoute mit dem Kopf auf Ziegler, der die Kugel aus vier Metern einschob. Die Toffees gaben sich jedoch noch nicht geschlagen und konnten vor der Pause durch Cahill auf 1:2 verkürzen. In einer sehenswerten Partie beendete der Australier eine Kopfballstafette aus zehn Metern. Nach dem Seitenwechsel drängten die Spurs auf das vorentscheidende dritte Tor und wurden für ihr Engagement nach 58 Minuten belohnt. Über Kanoute kam der Ball zu Mendes, der aus 17 Metern das viel umjubelte 3:1 erzielte. Das Team von Martin Jol spielte sich nun in einen Rausch. Zunächst setzte sich Marney nach 68 Minuten auf der rechten Seite kraftvoll durch. Seine Hereingabe musste Keane aus drei Metern nur noch über die Linie drücken. Mit einem Traumtor machte Marney schließlich seinen Doppelpack perfekt. Zunächst angelte er sich die Kugel im Mittelfeld, strebte ungehindert Richtung Tor und vollendete mit einem eleganten Schlenzer aus 25 Metern. Das 2:5 durch McFadden war lediglich noch ein Schönheitsfehler. Tottenham verkürzte mit dem Kantersieg den Rückstand auf einen UEFA-Cup-Platz wieder auf drei Zähler.

Birmingham City musste nach vier Siegen in Folge bei Newcastle United eine 1:2-Niederlage einstecken. Die Magpies beendeten damit ihrerseits eine Negativserie von sieben Spielen ohne Sieg. Newcastle erwischte einen perfekten Start in die Partie. Bellamy setzte sich in der sechsten Minute auf der rechten Seite durch und flankte präzise in die Mitte, wo Ameobi ungehindert aus fünf Metern zum 1:0 einnickte. Birmingham fand in der ersten Halbzeit praktisch nicht statt und hätte bis zur Pause schon deutlich in Rückstand liegen müssen. Doch erst als sich die Gäste allmählich berappelten, fiel der zweite Treffer für die Souness-Truppe. City-Verteidiger Melchiot rutschte zunächst auf der linken Seite aus. Davon profitierte wiederum Robert, der sich die Kugel angelte und präzise in den Rücken der gegnerischen Abwehr passte. Dort fand sich in Dyer ein dankbarer Abnehmer, der den Ball zum 2:0 ins Netz bugsierte (40.). Erst mit Beginn der zweiten Halbzeit konnten die Blues ihre Lethargie langsam ablegen. In der 64. Minute gelang Heskey nach Vorarbeit von Morrison das Anschlusstor. Das Sturmduo sorgte auch in der Folgezeit für Gefahr, ein weiterer Treffer wollte aber nicht mehr gelingen. Beide Teams verharrten im unteren Mittelfeld.

Im Tabellenkeller verschaffte sich der FC Fulham durch ein 3:1 gegen Aufsteiger Crystal Palace etwas Luft im Abstiegskampf. Nach drei Niederlagen in Folge präsentierten sich die Gastgeber im heimischen Craven Cottage in deutlich aufsteigender Form. Andy Cole war mit zwei Toren der beste Spieler auf dem Platz. Bereits in der 4. Minute markierte der ehemalige Nationalstürmer das zeitige 1:0. Von den Gästen war kaum etwas zu sehen, auch wenn durch einen verwandelten Elfmeter von Alleinunterhalter Andy Johnson zunächst der schmeichelhafte Ausgleich gelang (34.). Doch die Coleman-Truppe ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer Stunde markierte Cole die neuerliche Führung, ehe Radzinski in der 73. Minute mit dem 3:1 für die Entscheidung sorgte. Palace hätte mit einem Sieg an Fulham in der Tabelle vorbeiziehen können, verblieb aber durch die Niederlage und einer schwachen Vorstellung auf einem Abstiegsrang.

Kai Endres