Gladbach vorn, Olic raus

Es wurde mehr als ein One-Night-Stand: Gladbachs Siebenpunkte-Vorlage, nach dem 4:1-Erfolg im Freitagsspiel über Wolfsburg, konnte von den Verfolgern in den restlichen Spielen nicht mehr überboten werden. Seit August 1998 belegten die "Fohlen" somit erstmals die Tabellenspitze. Sechs Teams blieben auch nach dem dritten Spieltag noch ohne Sieg.

„Jetzt müssen wir nicht mehr die Tabelle drehen, um uns oben zu sehen“, feixte Mike Hanke. Der Gladbacher Stürmer erfreute sich der unerwarteten Pole-Position des VfL und schlug gleichzeitig den Bogen zur vergangenen Saison, in der die „Fohlen“ monatelang mit mehr als einem Bein in der zweiten Liga standen. Diese Rolle könnte nach den ersten Eindrücken der Spielzeit nun der Hamburger SV einnehmen, der für den FC Bayern nicht mehr als einen Sparringspartner darstellte. „Ich wusste ja vor der Partie, dass unsere Mannschaft in München nicht hoch gewinnen würde. Aber dieser Auftritt geht nicht“, mixte HSV-Ikone Uwe Seeler eine Prise schwarzen Humors mit angebrachter Besorgnis. Sportchef Frank Arnesen schmeckte die Vorstellung der Hanseaten auch nicht; mit Hinweis auf die großen Umstellungen des Teams warb er um Geduld: „Das dauert seine Zeit und diese Zeit müssen wir der Mannschaft geben. Die Bundesliga ist eine schwere Liga“. Dieses Fazit dürfte Stale Solbakken unterschreiben. Der Coach des Tabellenschlusslichts konnte immerhin im Spiel der Kölner gegen Kaiserslautern einen Aufwärtstrend seines Teams ausmachen. Mit besserer Chancenverwertung hätte auch gut und gern der erste Dreier der Domstädter notiert werden können.

Hannover 96 wurde durch eine Schiedsrichterfehlentscheidung um den Sieg gebracht. „Wir haben nun nach drei Spieltagen sieben Punkte, das ist auch in Ordnung“, hakte Mirko Slomka die Angelegenheit schnell ab. Hinter seinen „Roten“ und den Gladbachern (jeweils sieben Zähler) baute sich ein siebenköpfiges Verfolgerfeld auf, dem die identische Saisonausbeute von zwei Siegen und einer Niederlage gelang. Darunter die in jeder Hinsicht überzeugenden Bayern, die nach langer Durststrecke mal wieder mit einem Spektakel aufwartenden Bremer und ein FC Schalke, der in Mainz aus einem 0:2-Rückstand einen 4:2-Sieg machte. Pechvogel des Spieltages war Ivica Olic. Das Comeback des nach langer Verletzungspause langsam wieder an den Wettbewerb herangeführten Kroaten schien geglückt, als dem Stürmer per Kopf der 5:0-Endstand gegen den HSV gelang. Bei dieser Aktion erlitt Olic jedoch einen Sehnenteilriss - mindestens sechs Wochen Ausfall wurden prognostiziert. Borussia Dortmund (2:0 gegen Nürnberg) und Bayer Leverkusen mit seinem 1:0-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart sicherten sich mit glanzlosen aber verdienten Siegen ihren Platz im Vorderfeld.

Auch die TSG Hoffenheim, inständig darum bemüht, den Wirbel um ihre Beschallungsanlagen-Bastler auf niedere Frequenzen zu drücken, mischte sich nach dem 2:0-Auswärtssieg bei Liga-Neuling FC Augsburg unter die Sechspunkte-Fraktion. „Die Art und Weise, wie wir da Fußball gespielt haben, erfreut mein Trainerherz“, hob Holger Stanislawski die Leistung seiner Elf in der ersten Halbzeit hervor. Dem FCA gelang es erst spät, sich aus der Umklammerung der Gäste zu lösen. Wie Mitaufsteiger Hertha BSC, sowie Lautern, Freiburg, HSV und Köln wartete Augsburg noch auf den ersten Saisonsieg.

André Schulin