Der 2:1-Dusel

An der "Englischen Woche" hatte bislang (wie sollte es anders sein?) besonders ein Engländer großen Spaß: Steve McClaren feierte den zweiten Dreier in Serie. Drei Partien des fünften Spieltags wurden erst in der Nachspielzeit entschieden - der FC Bayern reihte sich einmal mehr unter die Last-Minute-Winner ein.

Zwangsläufig musste das Stichwort „Bayerndusel“ wieder fallen, nachdem die Münchener durch van Buytens Treffer einen 2:1-Erfolg aus Hoffenheim mitnahmen. Als unverdient konnte der Dreier aufgrund der Angriffsbemühungen der Gäste jedoch nicht bezeichnet werden, auch wenn 1899-Trainer Ralf Rangnick verständlicherweise den späten K.o. beklagte: „Wenn man dann in der Nachspielzeit verliert, ist das ganz bitter“. Er war nicht der Einzige, dem auf den letzten Drücker ein Punkt aus den Händen genommen wurde. Der VfB Stuttgart wurde ebenfalls Opfer einer Art „Bayerischen Dusels“, als man in Überzahl beim 1. FC Nürnberg durch einen von Pinola abgeschlossenen Konter (zum 2:1) um einen Punkt gebracht wurde. Schließlich war dann da noch die Frankfurter Eintracht, die vielleicht von einem „Bayer-Dusel“ sprechen könnte, weil - natürlich nach Ablauf der offiziellen Spielzeit - Vidals Elfmeter zum 2:1 für Leverkusen den ordentlichen Auftritt der Hessen wertlos machte. Nicht eben direkt vor dem Abpfiff, aber doch ausgesprochen spät (87., Huntelaar), machte Schalke seinen 2:1-Sieg in Freiburg perfekt; die ersten Saisonpunkte für die Königsblauen. „Dieser Sieg bedeutet Erleichterung“, pustete Felix Magath durch. Das fünfte, 2:1 endende Spiel wurde zwar in der Schlussphase noch ziemlich hektisch, die Entscheidung zugunsten der Paulianer im Gastspiel bei Mönchengladbach fiel allerdings bereits in der 71. Minute, durch einen von Bruns verwandelten Foulelfmeter.

Werder-Coach Thomas Schaafs Statement: „Momentan ist es zu einfach, gegen uns Tore zu schießen“, dürfte etwas moderater augedrückt haben, was Stammkeeper Tim Wiese von den zwölf im Ligabetrieb kassierten Gegentreffern hält. Nach dem 1:4-Debakel beim Nordrivalen Hannover 96 rutschten die Grünweißen auf Rang 14 ab. Noch höher unterlagen am fünften Spieltag allerdings die Lauterer, deren Aufstiegseuphorie nach dem 0:5 in Dortmund einen echten Dämpfer bekam. „In der zweiten Halbzeit waren wir fast chancenlos. Wir haben viel Lehrgeld bezahlt“, meinte Trainer Marco Kurz. Der BVB kletterte nach dem vierten Sieg am Stück auf den zweiten Rang, hinter die Mainzer Himmelsstürmer, die ihre Führungsposition mit dem 2:0-Geduldsspiel-Erfolg gegen den 1. FC Köln bestätigten. „Mit der Leistung könnten wir auch in der Premier League spielen“, begeisterte sich FSV-Coach Thomas Tuchel besonders an den ersten 45 Minuten der Begegnung. Mit der Premier League hat indes Wolfsburgs Coach Steve McClaren mehr Erfahrung - aber auch in der Bundesliga kommt der Engländer mit dem VfL immer besser zurecht. Der 3:1-Auswärtserfolg beim Hamburger SV hob die Konterspiel-Qualitäten der Wölfe besonders hervor, derweil den feldüberlegenen Gastgebern in letzter Konsequenz ein adäquater Abschluss fehlte.

André Schulin