Ein Bier zuviel

Ließ nur einen Gegentreffer zu: Sven Ulreich
Unerwartetes geschah nur am Millerntor. Dass ein Spiel aufgrund einer blödsinnigen Aktion eines Einzelnen abgebrochen werden musste, weil jener St. Pauli-Sympathisant den an der Seitenlinie postierten Schiedsrichterassistenten mit einem gefüllten Bierbecher bewarf, konnte glücklicherweise als Ausnahmesituation im Bundesligabetrieb eingestuft werden.

Damit erschöpften sich aber auch schon die positiven Aspekte des keinesfalls zu verharmlosenden Zwischenfalls. Der abstiegsgefährdete Kiez-Klub dürfte DFB-seitig neben der zu erwartenden, offiziellen Wertung zugunsten der Schalker noch mit einer Geldstrafe bedacht werden. Die Resultate der anderen acht Begegnungen hielten sich weitgehend im Rahmen des Erwartbaren. Ärger mit den eigenen Fans waren die Offiziellen des FC Bayern zuvor schon wegen der kolportierten Verpflichtung von Schalke-Keeper Neuer gewohnt, nun drückten sich Teile der Anhängerschaft auf Transparenten mit teils drastischen Formulierungen gegen die Finanzhilfe des Vereins für den insolvenzbedrohten Stadion-Mitbenutzer 1860 München aus. Das Spiel der Bayern gegen Tabellenschlusslicht Borussia Mönchengladbach war mindestens eine Halbzeit lang ebenfalls nicht dazu angetan, die Stimmung aufzuhellen. Nach dem Schlusspfiff, der einen knappen 1:0-Sieg besiegelte, betonte Louis van Gaal die nüchternen Fakten: „Natürlich bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden, weil wir jetzt endlich auf dem dritten Platz stehen.“

Dortmunds 4:1-Erfolg über Hannover hatte als Nebeneffekt den Bayern zum Fortschritt in der Tabelle verholfen, in erster Linie aber den Schwarzgelben einen frischen Euphorieschub auf dem Weg zum Titel verliehen. „Das ist ein ganz wichtiges Ding gewesen für uns heute. Das spürt jeder, der sich für uns interessiert“, bestätigte Jürgen Klopp des Bedeutung des Erfolges, der nach einem Rückstand erkämpft wurde. Leverkusen ließ sich von Kaiserslautern nicht am zehnten Auswärtssieg hindern und baute seinen Vorsprung zu Rang drei auf stattliche sieben Zähler aus, derweil auch Mainz - obwohl erneut zu Hause ohne Sieg (1:1 gegen Freiburg) - sich gegenüber Verfolger 1. FC Nürnberg leicht absetzen konnte. Der Abstand zum Hamburger SV, der nach einem ereignisarmen Spiel einen Punkt aus Sinsheim mitnahm, blieb gleich.

Schiedsrichter Florian Meyer hatte schon tief Luft geholt, als Kölns Mittelstürmer Novakovic den geplanten Abpfiff des Unparteiischen in eine akustische Trefferanzeige umwandelte. Dank des überaus späten 1:0-Erfolges über den Club mauserten sich die „Geißböcke“ zum einzigen Gewinner aus der Riege der abstiegsbedrohten Teams. Keiner der unteren Sieben holte drei Zähler. Am meisten musste der VfL Wolfsburg der vergebenen Chance, sich hochzuarbeiten nachtrauern. Im Spiel gegen die erstmals von Christoph Daum betreuten Frankfurter lagen die Vorteile deutlich auf Seiten der „Wölfe“. „Der Punktgewinn ist für uns ein Riesenerfolg“, beurteilte der neue Eintracht-Übungsleiter das 1:1-Remis zu Recht. Mit dem gleichen Resultat trennten sich Werder Bremen und der VfB Stuttgart, und auch in diesem Spiel hätte der Gastgeber aufgrund der Chancenmehrheit gewinnen können. „Meine Spieler haben sich in Bremen wacker geschlagen“, erklärte Bruno Labbadia. Etwas wackerer als die anderen war noch sein Keeper Sven Ulreich.

André Schulin

Bundesliga
- 28. Spieltag

Freitag, 01.04.2011
0:126'
0:266'
Millerntor-Stadion (Hamburg - Sankt Pauli) · Zuschauer: 24500 · Schiedsrichter: Deniz Aytekin ( Oberasbach )
Samstag, 02.04.2011
0:11'
1:169'
Stadion am Bruchweg (Mainz) · Zuschauer: 20300 · Schiedsrichter: Markus Schmidt
1:159'
2:163'
3:174'
Signal Iduna Park (Dortmund) · Zuschauer: 80700 · Schiedsrichter: Manuel Gräfe ( Berlin )
0:113'
Weserstadion (Bremen) · Zuschauer: 40500 · Schiedsrichter: Roman Potemkin
1:077'
Allianz Arena (München) · Zuschauer: 69000 · Schiedsrichter: Christian Dingert ( Gries )
0:173'
Fritz-Walter-Stadion (Kaiserslautern) · Zuschauer: 46000 · Schiedsrichter: Marco Fritz
Sonntag, 03.04.2011
1:090'
RheinEnergieStadion (Köln) · Zuschauer: 49000 · Schiedsrichter: Florian Meyer ( Burgdorf )
0:159'
1:185'
Volkswagen Arena (Wolfsburg) · Zuschauer: 29100 · Schiedsrichter: Fynn Kohn

Ich bin wohl der einzige, der sich über den Euro freut: Jetzt bin ich nur noch der 3 Millionen Euro-Fehleinkauf.

— Marco Reich