Hertha vor Viererkette

Hertha überraschte, Hamburg enttäuschte und die Partie Hoffenheim/Werder war trotz aller Fehlschüsse ein Volltreffer. Der VfB Stuttgart stellte den Anschluss zur Spitzengruppe her, den Leverkusen verlor. Gladbach war der Gewinner aus dem Tabellenkeller.

Abstauber, Kopfball, Sololauf - variantenreich traf Andrej Voronin drei Mal ins Cottbuser Tor und schlug zugleich für Hertha drei Fliegen mit einer Klappe: Seit Langem wurde mal wieder ein Erfolg gegen die Lausitzer eingefahren, die Abhängigkeit von Torjäger Pantelic widerlegt und dank des 3:1-Sieges die Berliner Tabellenführung über den Spieltag hinaus gesichert. Manager Dieter Hoeneß war derart begeistert, dass er inmitten des Spielerkreises so etwas wie einen Freudentanz aufführte. Ein punkt- und in drei Fällen sogar torgleiches Quartett (Bayern, Hoffenheim, Wolfsburg, Hamburg) machte sich hinter der Hertha auf den restlichen internationalen Startplätzen breit. Bayern-Coach Jürgen Klinsmann mögen kurzfristig schwarze Gedanken durch den Kopf gejagt sein, als Stajner mit einem sehenswerten Treffer Hannovers Führung in München markierte. In der Folgezeit wurden die 96er von den Bayern allerdings zerlegt, so dass der FCB seinen höchsten Saisonsieg (5:1) feierte. Wesentlich mühsamer und glücklicher schraubte sich der VfL Wolfsburg auf die 42-Punkte-Marke. Der 1:0-Erfolg über den Karlsruher SC war nur möglich, weil sich die Gäste in ihrer Chancenverwertung nicht ligatauglich präsentierten. Ein anderes Spiel glänzte mit noch mehr ausgelassenen Tormöglichkeiten, überzeugte allerdings dank seines überaus offensiven Charakters: Hoffenheim gegen Bremen. Das 0:0-Endresultat spottete den beiderseits heraus gespielten Großchancen Hohn; speziell dem von Werder an die TSG ausgeliehenen Sanogo trieb das vergebliche Mühen um den Torerfolg ein aus der Verzweiflung geborenes Lachen aufs Gesicht: Drei Mal scheiterte er aus vergleichbaren Spielsituationen am Pfosten.

Derweil der FCB, Hoffenheim und Wolfsburg sich auf 42 Punkte hocharbeiteten, blieb der Hamburger SV auf dieser Punktzahl kleben. „Wir schlagen uns ab und zu selber“, meinte Martin Jol, dessen Mannschaft in Mönchengladbach eine leidenschaftslose Darstellung ablieferte, die in eine 1:4-Pleite mündete. Sein Pendant Hans Meyer durfte nicht nur aufgrund des eigenen Erfolges frohlocken: „Wenn man die Ergebnisse der anderen Mannschaften sieht, hat es heute richtig gepasst.“ Neben der Niederlage des KSC - die Gladbach den Absprung vom Tabellenende erleichterte - spielten Cottbus’ Pleite und auch die torlose Punkteteilung zwischen Bielefeld und Frankfurt die Niederrheinischen in die Karten. Für Arminen-Coach Michael Frontzeck war das zwölfte Remis seiner Elf zu wenig: „Wir müssen auch wieder mal ein Spiel gewinnen, um die Klasse zu halten.“ Wenig hilfreich für beide Seiten, aber sicher angenehmer für die dezimierten Bochumer Gäste (65., Gelb-Rot für Mavrej), endete auch das Treffen zwischen Leverkusen und dem VfL mit einem Unentschieden. „Wir haben noch Möglichkeiten auf den Uefa-Cup, da müssen wir solche Spiele gewinnen“, ärgerte sich Bayer-Trainer Bruno Labbadia. Noch bessere Chancen auf die Uefa-Cup-Teilnahme erspielte sich indes der VfB Stuttgart durch den 2:1-Sieg gegen Dortmund. „Wir haben uns durch den Sieg eine tolle Ausgangsposition geschaffen“, konstatierte Markus Babbel nach einem Blick auf die Tabelle, in der der VfB als erster Verfolger der Spitzengruppe auftaucht. Die Schalker hielten ihre Uefa-Cup-Möglichkeiten durch den 1:0-Sieg gegen Köln am Leben - lieferten allerdings aufgrund diverser Querelen (Manager und Trainer in der Diskussion, Mannschaft in Streit mit dem Publikum) kein vorteilhaftes Bild in ihrer Außendarstellung ab.

André Schulin