Vier vorn weg

Ein ungewöhnliches Debüt: Volker Schmidt
Die Torfabrik produzierte kurz vor der Winterpause noch einmal auf Hochtouren, die Königsblauen hatten wieder etwas zu sagen und dem HSV blieb das Verletzungspech treu. Hertha rutschte ins Mittelfeld ab.

Club-Keeper Rafael Schäfer machte mit einer hervorragenden Rettungstat eine denkbare „Story des Spieltages“ zunichte. Nach ziemlich genau einer Stunde Spielzeit nämlich drang der Hamburger Volker Schmidt in den Strafraum ein, mit dem Ball am Fuß und dem möglichen Führungstreffer für die Hanseaten auf demselben. Bemerkenswert wurde diese Szene dadurch, dass Schmidt, der ansonsten für die zweite Elf des HSV kickt, im zarten Alter von 28 Jahren sein Bundesligadebüt für die leidgeprüften Rothosen gab. Der Spätberufene, der ein gutes Spiel machte, dürfte seine Chance nur aufgrund der Verletzungs- und Sperreninflation der Hamburger erhalten haben, und diese Serie wurde die Verletzung des eingewechselten Guerrero nochmals bereichert. Das HSV-Punkte-Konto erhöhte sich nach dem 0:0 nur um einen Zähler, was zuwenig war, um Platz 17 zu verlassen. Schlusslicht Mainz 05 feierte sein viertes 1:1-Remis auf fremdem Platz als Erfolg - die in vorletzter Minute um den Heimerfolg gebrachten Gladbacher durften sich allerdings nicht beklagen; ihre zunehmende Passivität führte zum Verlust zweier Zähler. Der VfL Wolfsburg gab im eigenen Stadion gleich alle drei Punkte ab. Nutznießer waren die zuvor in acht Spielen sieglosen Aachener, die erst spät von der Unterzahl der Gastgeber (28., Gelb-Rot für Quiroga) profitierten. „Wir werden uns nach der Niederlage nicht aus der Bahn werfen lassen. Jetzt versuchen wir, in Bremen zu punkten“, steckte VfL-Coach Klaus Augenthaler nach der 1:2-Pleite ein nicht ganz einfach zu erreichende Ziel ab.

Die Bremer gewannen zum dritten Mal in der Hinserie ein Auswärtsspiel mit sechs Toren: 6:2 in Frankfurt. „Das Tempo, das Bremen geht, können wir einfach noch nicht mitgehen“, fand Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel. Mit der Torbilanz der Grün-Weißen vermag allerdings überhaupt kein weiteres Bundesliga-Team zu konkurrieren und das Spiel in Frankfurt belegte, dass bei Werder nicht nur die Stürmer für Tore gut sind. Schalke, punktgleich hinter Bremen auf Rang zwei, konnte sich relativ souverän mit 3:1 gegen den Reviernachbarn aus Dortmund durchsetzen, da es seine Chancen nutzte. Der seit Wochen ausgeübte Presseboykott der königsblauen Spieler wurde aufgelockert, indem zwei Aktive (Ernst und Pander) für Interviews abgestellt wurden. Dass der VfB Stuttgart den beiden führenden Klubs dicht auf den Fersen blieb, war dem späten 1:0-Siegtreffer (88.) des eingewechselten Marco Streller zuzuschreiben. Die unterlegenen Bochumer fielen auf einen Abstiegsrang zurück. Bayern-Trainer Felix Magath lobte die Gäste: „Energie hat gut gespielt, hat sogar mehr aufs Tor geschossen als wir.“ 2:1-Sieger aber waren die Bayern, die als Tabellenvierter ebenfalls engen Kontakt zur Spitze wahrten. Durch Herthas 1:2-Niederlage in Leverkusen riss eine Lücke zum Mittelfeld auf, dessen Kopf die Berliner bilden. Bayer aber machte aufgrund des etwas schmeichelhaften Erfolges den größten Sprung in der Tabelle, von Rang 10 auf 7. Die Reaktion von Hertha-Coach Falko Götz auf die Niederlage ist nachvollziehbar („Es ist unglaublich, dass wir ohne Punkt nach Hause fahren“), jedoch in der Ablage im Register „Eigenverschulden“ abzurufen.

André Schulin

Bundesliga
- 16. Spieltag

Freitag, 08.12.2006
BayArena (Leverkusen) · Zuschauer: 22500 · Schiedsrichter: Dr. Felix Brych ( München )
Samstag, 09.12.2006
1:153'
Allianz Arena (München) · Zuschauer: 69000 · Schiedsrichter: Florian Meyer ( Burgdorf )
1:088'
Gottlieb-Daimler-Stadion (Stuttgart) · Zuschauer: 48000 · Schiedsrichter: Dr. Markus Merk ( Kaiserslautern )
1:017'
1:189'
Borussia-Park (Mönchengladbach) · Zuschauer: 44200 · Schiedsrichter: Markus Schmidt
1:168'
AWD-Arena (Hannover) · Zuschauer: 34100 · Schiedsrichter: Peter Sippel
0:13'
1:14'
1:211'
1:331'
1:448'
2:690'
Commerzbank-Arena (Frankfurt am Main) · Zuschauer: 51400 · Schiedsrichter: Fynn Kohn
Sonntag, 10.12.2006
1:014'
2:025'
3:182'
VELTINS-Arena (Gelsenkirchen) · Zuschauer: 61500 · Schiedsrichter: Babak Rafati
1:050'
1:277'
Volkswagen Arena (Wolfsburg) · Zuschauer: 19900 · Schiedsrichter: Michael Kempter

Wenn hier ein Österreicher so etwas wie Autorität ausstrahlen kann, dann schafft's erst recht ein 28-jähriger Deutscher.

— Peter Stöger über Hoffenheims jungen Trainer Julian Nagelsmann