Meisterfrage weiterhin unbeantwortet

Erzielte seine Saisontore 29 und 30: Luca Toni
Der Titel in der Serie A wurde erst am letzten Spieltag vergeben. Juve konservierte seinen Drei-Punkte-Vorsprung gegenüber Milan. Den vierten Teilnehmer für die Königsklasse ermittelten Florenz und die Roma. Auf den UI Cup hofften noch Palermo und Livorno.

Titelverteidiger Juventus Turin war nur noch einen Schritt vom Gewinn des Scudetto entfernt, obwohl das 2:1 gegen US Palermo wahrlich keine Offenbarung war. Immerhin war die Alte Dame im delle Alpi über weite Strecken optisch überlegen und legte schließlich durch Nedved (31.) und Ibrahimovic (51.) einen 2:0-Vorsprung hin. Für den Schweden endete mit dem Treffer eine Durststrecke von fast 80 Tagen ohne Torerfolg. Provozierend legte er nach seinem Erfolgserlebnis die Hand an sein Ohr, um sich so für die Schmährufe der eigenen Fans zu revanchieren. Im Gefühl der scheinbar sicheren Führung nahmen die Bianconeri den Fuß frühzeitig vom Gas und wurden dafür prompt mit dem Anschlusstreffer von Godeas bestraft (62.). In der Schlussphase hatten Makinwa und Mutarelli noch mehrfach Gelegenheit zum Ausgleich für die Sizilianer, denen trotz der knappen Niederlage immer noch die Aussicht auf einen Platz im UI Cup bleibt. Auf Juve wartete am letzten Spieltag bei Reggina eine machbare Aufgabe.

Der AC Mailand hielt mit einem unterhaltsamen 3:2-Erfolg beim FC Parma seine Hoffnung auf die Meisterschaft am Leben. Die Rückkehr von Gilardino ins Stadio Tardini fiel für den Stürmer zunächst wenig erfreulich aus, da er zu Beginn auf der Bank Platz nehmen musste. Doch die Situation änderte sich, als Shevchenko bereits in der achten Minuten verletzt vom Feld musste. In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit zeigten sich nur die Brasilianer in Reihen der Rossoneri treffsicher. Erst verwandelte Kaka einen Strafstoß (29.), ehe er eines der seltenen Tore von Cafu mit einem tödlichen Pass vorbereitete (43.). Die Schinkenstädter scheiterten vor der Pause an Schlussmann Dida und der mangelnden Chancenverwertung. Den Bann brach Corradi neun Minuten nach der Pause. Doch die Freude bei den Gastgebern war nicht von langer Dauer, da Seedorf nur Sekunden später mit einem Freistoß-Hammer aus gut 30 Metern erfolgreich war (56.). Die Gialloblu steckten danach keineswegs auf, kamen aber über den zweiten Treffer von Corradi nicht mehr hinaus (88.). Damit wurde die letzte Möglichkeit auf einen Platz im UI Cup ausgerechnet vor eigenem Publikum vertan.

Zwischen den beiden Finalspielen um den Coppa Italia gegen die Roma schonte Inter Mailand im Duell gegen den AC Siena wichtige Stammkräfte. Das ungewohnte 4-3-3-System und die Vielzahl junger Spieler führten letztlich zu einem mageren 1:1. Der dritte Tabellenplatz war den Nerazzurri schon vorher nicht mehr zu nehmen. Da die Gäste seit dem vergangenen Spieltag den Klassenerhalt in der Tasche hatten, durften die Zuschauer einen unbelasteten Auftritt beider Mannschaften erwarten. Doch die Mehrzahl der Akteure schonte sich bereits für den kommenden Sommerurlaub. Das laue Geschiebe durchbrach erst Cruz mit dem 1:0 (60.). Dies war insgesamt das 14. Saisontor für den Argentinier, der damit Inters erfolgreichster Torschütze der laufenden Saison ist. Geschichte schrieb danach Slavkovski, der mit 17 Jahren und einem Monat als jüngster Spieler für die Hausherren in der Serie A aktiv war. Den späten Ausgleich von Gastaldello (94.) verhinderte aber auch er nicht.

Die Entscheidung im Rennen um den vierten CL-Platz verschob sich um eine weitere Woche. Der AC Florenz hat nach dem furiosen 5:2 über Reggina Calcio weiterhin die besten Karten. Fiore (25.), Toni (28.) und Jörgensen (34.) sorgten bereits in der ersten Hälfte für klare Verhältnisse im Stadio Artemio Franchi. Das 30. Saisontor von Luca Toni (64.) und Bojinov (66.) machte den Kantersieg für die Veilchen im zweiten Durchgang perfekt, ehe sich in der Schlussphase leichte Konzentrationsschwächen einschlichen. Diese nutzten die Amaranto durch Amoruso (82., 84./Elfmeter), um das Resultat noch etwas angenehmer zu gestalten. Beim AS Rom standen nach dem 1:1 im ersten Pokalendspiel gegen Inter warteten die Zuschauer auf die Rückkehr von Kapitän Totti. Doch nach seinem Knöchelbruch am 19. Februar plagte den Superstar eine Grippe, die das lang ersehnte Comeback verhinderte. Auch ohne Totti reichte es für die Giallorossi zu einem knappen 1:0 gegen Schlusslicht Treviso. Der Absteiger wehrte sich nach dem Tor des Tages von Tommasi (36.) mit allen Kräften, kam aber in letzter Konsequenz nicht an Keeper Doni vorbei, der mit einigen Glanzparaden und dem nötigen Glück seinen Kasten sauber hielt.

Chievo Verona hatte die direkte Qualifikation für den UEFA Cup mit einem torlosen Remis bei US Lecce unter Dach und Fach gebracht. Die Flying Donkeys profitierten dabei von der Niederlage Palermos und dem 0:0 von Livorno Calcio gegen Sampdoria Genua. Drei weitere Partien waren tabellarisch gesehen bedeutungslos. Herausragend war das 4:1 von Lazio Rom bei Aufsteiger Ascoli Calcio. Der Neuling erlaubte sich, wie so häufig in den letzten Wochen, im Gefühl des sicheren Ligaverbleibs eine lasche Vorstellung. Die Biancocelesti bestraften dies durch Stendardo (7.), Oddo (11./Elfmeter) und Pandev (20.) bereits in der Anfangsphase. Ferrante brachte die Besucher im Stadio Del Duca mit einem verschossen Strafstoß endgültig auf die Palme (26.). Vier Minuten später machte er diesen Lapsus mit einem fulminanten Schuss aus 20 Metern zum 3:1 wieder wett. Rocchi stellte jedoch nach einer knappen Stunde den alten Abstand wieder her.

Die Erfolgsserie von Udinese Calcio unter Coach Giovanni Galeone hielt mit einem 2:0 gegen Cagliari Calcio an. Unter dem dritten Übungsleiter der laufenden Saison war endlich ein Aufwärtstrend für das Team aus dem Friaul erkennbar. Iaquinta (15.) und Barreto (68.) sorgten für einen versöhnlichen Abschluss vor heimischer Kulisse. Dieses Glück blieb Absteiger Messina Calcio beim 1:2 gegen den FC Empoli versagt. Die Fans der Sizilianer sorgten auf klassische Art für eine zweimalige Spielunterbrechung im Stadio San Filippo, als sie ihr Missfallen über den Saisonverlauf mit dem Werfen von Tomaten Ausdruck verliehen. Kurz vor dem Ende führte dann das ungezügelte Abbrennen von Feuerwerkskörpern sogar zum Spielabbruch.
Kai Endres

Serie A
- 37. Spieltag

Sonntag, 07.05.2006
0:211'
0:320'
1:330'
1:457'
Cino e Lillo Del Duca (Ascoli) · Zuschauer: 9800 · Schiedsrichter: Luca Marelli
0:129'
0:243'
1:254'
1:356'
2:388'
Ennio Tardini (Parma) · Zuschauer: 21900 · Schiedsrichter: Gianluca Paparesta
2:162'
Delle Alpi (Turin) · Zuschauer: 56500 · Schiedsrichter: Massimo de Santis
1:025'
2:027'
3:035'
4:064'
5:065'
5:181'
5:284'
Artemio Franchi (Florenz) · Zuschauer: 28000 · Schiedsrichter: Tiziano Pieri
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 46000 · Schiedsrichter: Andrea De Marco
1:036'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 33000 · Schiedsrichter: Roberto Rosetti ( Turin )
1:015'
2:068'
Friuli (Udine) · Zuschauer: 15000 · Schiedsrichter: Luca Banti ( Livorno )

Sie geben einem Schiedsrichter, der schon mal ein Spiel manipuliert hat, das größte Spiel in Deutschland – was soll man erwarten?

— BVB-Jungstar Jude Bellingham über Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) und den ,,Clasico" gegen den FC Bayern (2:3).