Meisterfeier verschoben

Barcelonas Erstligaklubs hatten eins gemeinsam: Sie büßten in der 90. Minute Punkte ein. Espanyol gab bei Atletico eine 2:0-Führung aus der Hand und verlor noch, während Barca seine Meisterfeier wegen Villarreals Ausgleichstreffer verschieben musste. Deportivos Auswärtssieg wurde mit dem Sprung auf einen internationalen Startplatz belohnt.

Man hätte im Camp Nou bereits vier Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft feiern können - wenn der FC Barcelona den FC Villarreal geschlagen hätte. Beim Halbzeitpfiff, mit einem 3:1-Zwischenstand zugunsten der Gastgeber - war eigentlich davon auszugehen, dass die Sektkorken zu Barcas 19. Titelerfolg knallen würden. Ein Foulspiel Abidals gegen Nihat im Sechzehner schmiss die Planung dann über den Haufen: Der Franzose kassierte die Rote Karte, Fernandez ließ sich die fällige Elfmeterchance nicht entgehen (79.) und in den letzten Zügen der Partie schaffte Villarreal gegen die dezimierten Gastgeber noch den Ausgleich (Llorente).

Der FC Valencia benötigte jeden Punkt, um das angepeilte Saisonziel der Champions League-Teilnahme zu sichern. Real Madrid, unverrückbar auf Platz 2, nicht mehr. Diese Ausgangslage wurde fast über die komplette Spieldauer erkennbar. Real wusste nur in der ersten Viertelstunde zu gefallen, dann setzten sich die größere Leidenschaft und Einsatzfreude Valencias durch. Der Doppelschlag durch Mata (28.) und Silva (32.) hatte vorentscheidenden Charakter; Baraja packte nach der Pause den Treffer zum 3:0-Endstand drauf (68.).

Der Kampf um die internationalen Startplätze 4 bis 6 blieb noch völlig offen. Deportivo La Coruna landete den einzigen Auswärtssieg des Spieltages - beim Abstiegsaspiranten Recreativo Huelva - und schlich sich damit an Villarreal vorbei auf den 6. Platz. Das Team von Trainer Miguel Lotina bestätigte den positiven Lauf der letzten Wochen (4 Siege, 1 Remis) und behauptete sich mit einem 2:1-Erfolg. Huelva dominierte, brachte die abwehrstarken Gäste jedoch nur selten in Verlegenheit. In der 26. Minute mussten die Gastgeber den verletzten Nassif Morris ersetzen - den einzigen Feldspieler der Liga, der in der Saison bis dahin nicht eine einzige Minute gefehlt hatte.

Nach der Serie von sechs Spielen ohne Niederlage, die Espanyol Barcelona aus größter Abstiegsnot befreite, machten die Katalanen wieder Bekanntschaft mit dem Gefühl eines Misserfolges. Ob diese Pleite notwendig war, musste angesichts des Halbzeitstandes bezweifelt werden: 2:0 führten die Gäste und spielten seit der 30. Minute in Überzahl (Rot für Perea). Atletico Madrid indes bewies tatsächlich die oft zitierte „große Moral“ und berannte kompromisslos das gegnerische Gehäuse. Die neben dem Platzverweis ausgeteilten zehn Gelben Karten geben den kämpferischen Aspekt des Duells gut wieder. Madrids Offensive barg große Risiken, wurde aber in der 90. Minute belohnt, als dem überragenden Forlán der 3:2-Siegtreffer gelang, der Atleticos fünften Rang bestätigte.

André Schulin