Am Sonntag kommt es
in der italienischen Serie A zu einem Duell zwischen einem Trainer und einem
Musterschüler. José Mourinho (58) gastiert mit der AS Rom bei seinem ehemaligen
Spieler Andrij Schewtschenko (45) beim FC Genua. Ist es für „Sheva Gol“ das
Debüt an der Seitenlinie einer Vereinsmannschaft, wird die Luft für den „Special
One“ in der ewigen Stadt immer dünner. Fünf von zwölf Serie-A-Spielen hat
Mourinho mit dem italienischen Meister von 2001 verloren.
„Die Liebe zwischen ihm und der
Roma ist erkaltet, wie lange geht das noch gut?“ – Diese Frage stellte
Italien-Experte Oliver Birkner im Kicker-Sportmagazin
schon am 8. November 2021, als sich Mourinho und Rom mit einem 2:3 beim FC
Venedig in die Länderspiel-Pause verabschiedeten. „The Special One“ konnte
zuvor keines der letzten drei Pflichtspiele mit den Römern gewinnen. Dazu
kommt: Die 1:6-Pleite in Norwegen bei Bodö/Glimt hat die Anfangseuphorie um
Mourinho in Rom offenbar beendet. Seit diesem Tiefschlag in der Europa
Conference League gewann die AS Rom nur noch ein Spiel. Ist der Kredit von José
Mourinho schon verbraucht?
Zwei legendäre Derbys als Stimmungskiller für Mourinho
Wie sehen Mourinhos
Start-Bilanzen anderswo aus? In Rom legte er so gut los wie schon lange nicht
mehr. Die AS Rom gewann mit dem exzentrischen Portugiesen die ersten sechs
Pflichtspiele in Serie. Das war Mourinho selbst mit Inter 2008 vom Start weg
nicht gelungen. Damals gab es fünf Inter-Siege aus den ersten sechs Spielen.
Dann folgte eine Pleite, die dir als Coach der „Nerazzurri“ nur wenige Fans
verzeihen: 0:1 im Mailänder Derby gegen den AC.
Eine Derby-Niederlage beendete
auch den Mourinho-Run in Manchester. Mit United unterlag er 2016 gegen
Manchester City mit 1:2. Nach zuvor vier Siegen zum Einstand in Old Trafford.
Beim FC Porto, wo Mourinhos Stern als Trainer einst 2002 aufging und wo er
schnell in den Notizbüchern eines gewissen Roman Abramowitsch landete, begann
der Newcomer mit vier Siegen und kassierte dann in der Champions League ein 0:1
bei Real Madrid.
Mourinho war zum Start nie besser als in London und Madrid
Mit den Madrilenen startete
Mourinho 2010 mit einem Unentschieden: 0:0 bei RCD Mallorca. Dann aber folgten Wettbewerb
übergreifend 19 ungeschlagene Spiele in Folge. Mourinhos Serie in Madrid endete
mit einem Drama: 0:5 im „Clasico“ beim FC Barcelona.
Chelsea und Abramowitsch holten
Mourinho 2004 bzw. 2013 wieder nach London. Die erste Schaffensphase des selbst
ernannten „Special One“ begann furios: 10 Pflichtspiele blieben die „Blues“
ungeschlagen, dabei gab es vier Siege in Serie. Am Saisonende stand für Chelsea
der erste englische Meistertitel seit 1955. Mourinhos zweite Amtszeit bei den
Londonern war mit einem Premier-League-Titel zwar auch erfolgreich, aber der Start
war schwächer als 2004. Nur drei Siege. Die Pep-Bayern stoppten Mourinho im UEFA Supercup.
Bei Tottenham war der Zauber des „Special One“ früh verflogen
Jose Mourinho
AS Rom•Trainer•Portugal
Zum Profil
Zweite Mourinho-Station in der britischen Hauptstadt war 2019 Tottenham Hotspur. Er löste beim CL-Finalisten „The Posch“, Mauricio Pochettino, ab. Im Londoner Norden wirkte der Portugiese, der in der Pressekonferenz ein Art Naturereignis sein kann, nur kurzzeitig belebend. Drei Siege und die Luft bei den „Spurs“ war schon wieder raus.
Mir ist zugute gekommen, dass Selbstvertrauen schon immer mein ganz großes Hobby war.
— Ansgar Brinkmann