Ruhe in Frieden,
Ronnie Hellström! Der einstige Weltklasse-Torhüter des 1. FC Kaiserslautern
verstarb am Sonntag im Alter von 72 Jahren. Eine Szene bei der WM 1978 mit dem
Schweden im Tor schrieb Geschichte. Ebenso war Hellström 1979 an einem kuriosen
Torwartwechsel in Lautern beteiligt. Unser Redakteur hat seit 2015 vor EM und
WM-Turnieren mit Ronnie Hellström als Experte für die Nationalmannschaft
Schwedens gearbeitet. Ein Nachruf.
Es ist einer der kuriosesten WM-Momente der WM-Historie. In
einer Reihe mit dem „Wembley-Tor“ 1966 in London und der „Hand Gottes“ von
Diego Armando Maradona 1986 in Mexiko-City. Am 3. Juni 1978 lief im
argentinischen Mar del Plata im Vorrundenspiel Brasilien gegen Schweden schon
die letzte Minute. Brasiliens Star Arthur Antunes Coimbra, genannt Zico (68, Weltkarriere
unter bürgerlichem Namen nicht möglich), überwand den schwedischen
Nationaltorhüter Ronnie Hellström per Kopf nach einer Ecke zum vermeintlichen 2:1.
Aber: Schiedsrichter Clive Thomas aus Wales pfiff ab, während der Ball noch in
der Luft war. 2.500 mitgereiste brasilianische Fans waren konsterniert. Hellström
und Schweden durften den 1:1-Endstand bejubeln.
„Wir wechseln jetzt
den Torhüter!“
Kaiserslautern, eineinhalb Jahre später. Der 1. FCK hatte
gerade mit 2:3 bei Bayer 05 Uerdingen verloren. Trainer Karl-Heinz „Kalli“ Feldkamp
(87) traf eine ungewöhnliche Entscheidung. Er tauschte mitten in der Saison auf
der Torhüter-Position. Damals sicher nicht alltäglich. „Wir wechseln jetzt den
Torhüter“, erklärte Feldkamp – und brachte den etatmäßigen zweiten Torhüter, Sepp
Stabel (73), für Ronnie Hellström. „Unglaublich!“, erzählt Stabel dem Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 13.
Januar 2022), „ich musste mich da erst mal drauf einstellen.“
Ronnie Hellström
•Torwart•Schweden
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Das tat der Torhüter aus Pirmasens. Mit Stabel zwischen den
Pfosten gewannen die Lauterer 3:1 gegen 1860 München. Auch im folgenden Spiel,
am 15. Dezember 1979 bei Borussia Dortmund, versuchte es Feldkamp mit Stabel im
Tor. „Ich erinnere mich sehr gut daran: Das große Stadion, fast 30.000
Zuschauer und irgendjemand ist immer frei auf mein Tor zugelaufen“, berichtet
Stabel im Kicker über das „Spiel zwei
nach Hellström“, „ich habe mich irgendwann gefragt: Was ist denn hier los. Ich
war völlig fertig nach dem Spiel.“ Der FCK verlor mit 2:6 – und Feldkamp reagierte
erneut.
Hellström – Noch mehr
Fakten zur Legende
Unsere Spieler können froh sein, dass sie nicht ausgepfiffen worden sind.
— Ewald Lienen als Trainer des FC St. Pauli.