Mit dem ersten Doppelpack seiner Karriere hat Suat Serdar Hertha BSC vor einem totalen Fehlstart in der Fußball-Bundesliga bewahrt. Der Neuzugang führte die effektiven Berliner zum 3:1 (2:0) beim Aufsteiger VfL Bochum und sicherte ihnen im vierten Spiel den ersten Sieg und die ersten Punkte.
Der Ex-Schalker, für geschätzte acht Millionen Euro verpflichtet, traf vor 14.000 Zuschauern im Ruhrstadion zunächst nach einem Solo (37.), dann profitierte er von einem Abwehrfehler (43.). Der 24-Jährige, der im September 2020 das letzte seiner vier Länderspiele bestritten hatte, beruhigte damit fast im Alleingang die aufgeregte Stimmung beim hochambitionierten Hauptstadtklub.
Simon Zoller gelang der Bochumer Anschlusstreffer (59.), der eingewechselte
Myziane Maolida (78.) antwortete.
"Die Jungs wissen, dass sie liefern müssen. Die können auch die Tabelle lesen, da bist du unter Zugzwang", sagte der neue Hertha-Sportchef Fredi Bobic vor dem Anstoß bei DAZN: "Jetzt geht's richtig los." Die Unruhe, die neben dem schlechten Saisonstart auch Trainer Pal
Dardai mit öffentlichen Äußerungen über seinen möglichen Abgang befeuert hatte, gab Bobic zu, habe man selbst geschaffen.
Nach zehn Gegentoren in ersten drei Spielen stellte
Dardai auf eine Fünferkette um, "wir wollen nach vorne verteidigen", kündigte er an und meinte: "Unsere Abwehr fühlt sich dann sicherer."
Gegenüber dem 0:5 vor der Länderspielpause beim Rekordmeister Bayern München hatte der Coach sein Team auch personell umgekrempelt: Gleich auf sechs Positionen veränderte er die Startelf. Beim VfL kam Hertha-Leihgabe
Eduard Löwen ausgerechnet gegen den Stammklub zu seinem ersten Einsatz von Beginn an.
"Die Unsicherheit bei der Hertha ausnutzen" wollte VfL-Trainer
Thomas Reis - und seine Mannschaft begann aggressiv und attackierte früh. Die Berliner hatten damit durchaus Probleme, von der Bank gab Rückkehrer
Kevin-Prince Boateng lautstark und gestenreich Anweisungen.
Die erste Großchance hatte folgerichtig Bochum: Nach einer Flanke von
Elvis Rexhbecaj köpfte Zoller aber am Tor vor bei (19.). Den Gästen gelang im Vorwärtsgang wenig, das hohe Pressing behagte ihnen nicht. Dem VfL fehlte allerdings die Präzision im und um den gegnerischen Strafraum.
Eine Einzelaktion brachte die überraschende Hertha-Führung: Serdar ließ mit einem Haken gleich drei Gegenspieler ins Leere laufen und schlenzte den Ball ins lange Eck. Der Ex-Schalker legte gleich das 2:0 nach. Die Bochumer Innenverteidiger Armel Bella Kotchap und Vasileios
Lampropoulos behinderten sich am Fünfmeterraum gegenseitig, Serdar nutzte die Verwirrung aus.
Bochum steckte trotz des unglücklichen Rückstands nicht auf, suchte in der zweiten Hälfte noch mehr sein Heil in der Offensive. Zunächst vergab
Danilo Soares nach einem Solo (57.), dann traf Zoller nach grandioser Vorarbeit von
Gerrit Holtmann. Danach wuchs der Druck stetig, die Gäste rangen um Entlastung - die brachte Last-Minute-Verpflichtung Maolida rund 20 Minuten nach seiner Einwechslung per Solo.
(sid)